In einem Brief an Kulturstaatsministerin Claudia Roth vom 26. Januar fordern wir sie dazu auf, die politische Vorgehensweise zum geplanten Neubau des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg zu überdenken. Als sie sich im Juli letzten Jahres hier vor Ort über die Planungen informierte, hat sie bedauerlicherweise nur eine Seite gehört. Die Sicht der Heidelberger Bürgerschaft und deren Vorbehalte hat sie leider nicht aufgenommen.



In der Sitzung des Bezirksbeirats Altstadt am 11. Januar 2023 stand das Dokumentationszentrum auf der Tagesordnung. Von Seiten der Stadtverwaltung hieß es, im Dezember habe das Auftaktgespräch mit den Fachplanern stattgefunden – u.a. zur Topografie. Das Bebauungsplanverfahren werde derzeit nicht vorangetrieben. Erst Ende 2023 sei voraussichtlich ein präsentabler Stand vorhanden, der Grundlage für den Bebauungsplan ist.



Ein Argument, weshalb das Dokumentationszentrum räumlich erweitert werden soll, ist, dass es aus allen Nähten platze. Dennoch sucht man mithilfe eines Artikels auf Seite 81 in der Dezemberausgabe des Magazins der Deutschen Bahn, db mobil, Exponate.



Zum Jahresende vermeldete die RNZ, ein Abriss des Dokumentationszentrums sei nicht in Sicht. Die Verzögerung rühre von der bislang unsicheren Finanzierung des Bauvorhabens her. Erst nachdem Kulturstaatsministerin Claudia Roth im Juli das Dokumentationszentrum besucht hatte, stellte sie eine Bundesförderung von 25 Millionen Euro in Aussicht. Im kommenden Jahr sollen Finanzierungsgespräche mit dem Land Baden-Württemberg stattfinden.
Die Überarbeitung des Architektenentwurfs sei beauftragt, würde aber mehrere Monate in Anspruch nehmen, so die RNZ.



Am 5. November 2022 war in der RNZ zu lesen, dass der baden-württembergische Landesverband VDSR mit Sitz in Mannheim „wegen Vereinsschädigung“ aus dem Zentralrat ausgeschlossen wurde. Anlass war, dass der Verband zu den Gründungsmitgliedern des BVSR gehört und Daniel Strauß, Vorstandsvorsitzender des VDSR, dort den Co-Vorsitz übernahm. Der baden-württembergische Landesverband VDSR hat einen Staatsvertrag mit dem Land Ba-Wü und ist „die einzige Einrichtung in Baden-Württemberg, die die Interessen und Rechte von Sinti und Roma im Land umfassend vertritt.“
Aus zuverlässiger Quelle war zu hören, dass sich der Landesverband und der Zentralrat miteinander verständigen müssen, bevor das Bauvorhaben angegangen werden kann. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Heidelberg sollen immerhin die Hälfte der Baukosten, die nicht der Bund trägt, übernehmen.

BiBB Zeitungsbeilage – Oktober 2022

Mit dieser Zeitungsbeilage (Reichweite 15.700 Exemplare) möchten wir eine größere Öffentlichkeit über die Neubaupläne und über unsere Position informieren. Bislang haben zwar einige wenige Informations-, jedoch keine Diskussionsveranstaltungen stattgefunden. Wir fordern, diese nachzuholen, bevor ein Bebauungsplan vom Gemeinderat verabschiedet wird. Denn das Bild der Altstadt „wie es sich dem Betrachter von den Hängen des Neckartales aus bietet – und das innere Bild der durch die historische Bebauung geprägten Straßen und Plätze, sowie die Sichtbeziehung von der Altstadt auf die Hanglagen“ geht die gesamte Heidelberger Bürgerschaft an.
In der Schweiz und in Österreich sind übrigens Stangengerüste gang und gäbe, um die Dimensionen von Bauvorhaben zu veranschaulichen. Würde ein Stangengerüst entsprechend den Neubauplänen aufgestellt, hätten alle die Möglichkeit, sich eine Vorstellung von den Dimensionen zu machen.



Brief an die OB-Kandidat:innen mit der Bitte um Stellungnahme

Wir hätten gerne Auskunft zu der Frage, ob die Kandidatinnen und Kandidaten der Ansicht sind, dass sich der geplante Neubau mit über 3.000 qm Fläche mit der Gesamtanlagenschutzsatzung vereinbaren lässt oder nicht. Ferner, ob das vereinfachte Verfahren ohne Umweltprüfung aufrechterhalten werden soll. Wir teilen unsere Ansicht mit, dass das derzeit geplante Bauvorhaben eine Dimension und ein Erscheinungsbild hat, welches der Heidelberger Bürgerschaft zur Meinungsbildung und Abstimmung vorgelegt werden muss, da es von großer städtebaulicher Bedeutung ist, und regen daher nachdrücklich an, endlich einen ernst zu nehmenden öffentlichen Bürgerdialog zum Bebauungsplan in Gang zu
setzen. Hier sind zwei Antworten, die lesenswert sind.



RNZ 30.09.2022: „Altstadt-Neubau: Der Bund gibt 25 Millionen Euro“
Claudia Roth, Kulturstaatsministerin des Bundes, bewilligt die Hälfte der Baukosten in Höhe von 50 Millionen Euro.

Anmerkung: Zu Beginn des Verfahrens war noch von Baukosten in Höhe von 18 Millionen Euro die Rede, die weitgehend durch die öffentliche Hand finanziert werden (Bund, Land, Stadt Heidelberg). Das Land Baden-Württemberg hat, so die RNZ vom 30.09.2022, „eine finanzielle Unterstützung des Bauvorhabens bereits im Grundsatz zugesagt. Romani Rose gehe davon aus, so heißt es in dem Artikel, dass sich das Dokumentationszentrum schon 2023 darüber Gedanken machen müsse, wo es in der Umbauphase unterkomme.



Brief an die Gemeinderatsfraktionen mit der Bitte um Stellungnahme

Dieser Brief ist weitgehend identisch mit dem Brief an die OB-Kandidatinnen und -Kandidaten, siehe oben.



RNZ 05.07.2022: Romani Rose „Nicht kompromissbereit“ bei der Größe des Altstadt-Baus
RNZ 04.07.2022 Klobiger Klotz oder sinnhafte Architektur? – Bericht von der IBA-Abschlussveranstaltung zum Dokumentationszentrum
RNZ 01.07.2022 im Vorfeld der IBA-Abschlussveranstaltung zum Dokumentationszentrum „Die Altstadt verträgt das locker“, doch die BI macht gegen „klobige Bausünde“ in der Altstadt mobil.

IBA-Stelltafel anlässlich des IBA-Abschlusses

Die IBA-Abschlussveranstaltung sorgte für mehrfache Berichterstattung und Wirbel. Als reine Informationsveranstaltung geplant, entstanden dennoch Debatten. Von Seiten der IBA und des Dokumentationszentrums war zum wiederholten Male zu hören, „eine weitere Reduzierung des Raumbedarfs, der bei einer Nutzfläche von 3000 Quadratmetern liege“, sei nicht umsetzbar. IBA-Chef Michael Braum fand, „dass sich das Dokumentations- und Kulturzentrum in seinem Volumen aufgrund der historischen Dimension auch an anderen, besonderen Bauten der Altstadt messen könne, etwa an der Alten und Neuen Universität, ihrer Bibliothek, dem Marstall oder der Heuscheuer“. „Starker Widerstand gegen den Entwurf kam in der anschließenden Diskussion unter anderem von Vertreterinnen der Bürgerinitiative Bebauungsplan Bremeneck (BiBB). So sprach Jessica Rink von einer „Blockhaftigkeit“ und fast schon „fortifikatorischen Abwehr“, die das Modell ausstrahle. Sie frage sich, was die Architekten bewogen habe, ausgerechnet der Gruppe der Sinti und Roma, die mit einem solchen Bau ja Einladung und Öffnung symbolisieren wollten, einen solchen Entwurf vorzulegen. Gerd Guntermann, Altstadt-Bezirksbeirat der GAL, bezeichnete die Altstädter als gebrannte Kinder, die immer wieder mit Gebäuden konfrontiert worden seien […] mit denen wir uns nicht abfinden können“. (RNZ vom 04.07.2022)